Workshop Bienenwachstuch

von MS Haiming
23. März 2024
wachs02

Frischhalte- und Alufolien sind als Verpackungsmaterialien in der Küche sehr beliebt und für viele nicht mehr wegzudenken. Lange Zeit wurde vor allem Aluminium wenig Beachtung geschenkt. Mittlerweile ist bekannt, dass sich unter bestimmten Umständen Aluminium-Ionen aus Verpackungen und Haushaltsgegenständen lösen und auf diese Weise in Lebensmittel gelangen können. Aber auch über zahlreiche Kosmetika kann Aluminium aufgenommen werden; das Leichtmetall wird unter anderem in bestimmten Deos, Lippenstiften, in Zahnpasta usw. verwendet.

Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nimmt somit ein Erwachsener über die Nahrung etwa 1,6 bis 13 Milligramm (mg) Aluminium pro Tag auf. Das entspricht durchschnittlich 0,2 bis 1,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht pro Woche. Damit überschreiten einige Personen die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge von 1 mg Aluminium je Kilogramm Körpergewicht deutlich.

Und wenn man nun denkt, dass eine Frischhaltefolie die bessere Variante wäre, so belehren uns aktuelle Studien eines Besseren: Pro Woche nehmen wir durchschnittlich die Menge einer Kreditkarte an Mikroplastik über die Ernährung zu uns.

Wie also kann man im Alltag den Verbrauch dieser Folien reduzieren, und dennoch Lebensmittel verwahren und frisch halten bzw. für den Transport kompakt? Eine umweltfreundliche, nachhaltige Lösung dafür sind Bienenwachstücher.

Sie bestehen aus Baumwollstoff und sind mit einer Wachsmischung beschichtet. Durch die Wärme der Hände werden die Tücher geschmeidig und flexibel und lassen sich auf diese Weise leicht formen. Somit passen sie sich genau den Lebensmitteln an, die man damit verschließen möchte. Bienenwachstücher eignen sich zum Frischhalten, zum Verpacken (z.B. Jausenbrot) aber auch zum Abdecken. Das Beste daran: Sie sind keine Einwegprodukte, sondern sehr langlebig.

Wir wollten diese nützlichen Alltagshelfer selbst herstellen und holten uns dazu tatkräftige Unterstützung durch Ulrike, der Gründerin der Firma KUMANU in Silz. In der Manufaktur erhält man von handgefertigten Bienenwachstüchern bis hin zu plastikfreien Alternativen für Küche und Badezimmer viele nachhaltige Artikel, die einen wertvollen Beitrag für die Umwelt leisten. Mit Klick auf das untenstehende Bild gelangst du zur Webseite von Kumanu.

    wachs03

    Und so starteten die 1. Klassen die Reise in die Welt der Bienenwachstücher.

    Zunächst kauften wir den benötigten Stoff bei Ulrike. Der Baumwollstoff ist GOTS-zertifiziert. Hinter dem Global Organic Textile Standard steht ein klar definierter, transparenter und umfassender Kriterienkatalog. GOTS ist der weltweit führende Textilverarbeitungsstandard für Bio-Fasern. GOTS-zertifizierte Stoffe bestehen aus mindestens 70% biologisch erzeugten Naturfasern und sind vom Rohstoff bis zum Endprodukt frei von schädlichen Stoffen. Mit diesem Siegel werden zudem die Einhaltung von hohen sozialkritischen und umwelttechnischen Anforderungen bescheinigt. Damit ist Kinderarbeit ausgeschlossen und es wird eine faire Vergütung sowie eine Arbeit unter sozialverträglichen Bedingungen vorausgesetzt. Deshalb gilt das GOTS-Siegel auch als sehr anspruchsvolles Qualitätssiegel für Textilwaren.

    Stellt man Bienenwachstücher selbst her, dann sollte man möglichst unbedruckte, ungefärbte, GOTS-zertifizierte Baumwollstoffe verwenden. Das richtige Ausgangsprodukt hatten wir damit. Etwas Farbe wollten wir aber doch für unsere Tücher. Nun hieß es Überlegungen anzustellen, wie dies nachhaltig und vor allem biologisch umsetzbar wäre. Das erste Abenteuer in der Produktion unserer Bienenwachstücher konnte beginnen.

    wachs04
    wachs05

    Zunächst wurden alle Tücher in klarem Wasser gewaschen, um eventuell noch vorhandene Rückstände zu entfernen. Nach dem Trocknen kamen die Tücher in eine Beize aus Bio-Sojamilch und Wasser, um sie für das Färben vorzubereiten, damit die natürlichen Färbemittel dann besser haften bleiben.

    Nach diesem Trockenvorgang hieß es für die Schüler*innen kreative Falttechniken zu finden. Mit Hilfe von naturbelassenem Baumwollgarn und Baumwollfäden wurden die Tücher abgebunden, damit sie später dann mit dieser Batik Technik das Farbbad nehmen konnten.

    wachs06
    wachs07
    wachs08
    wachs09
    wachs10
    wachs12

    Der spannende Teil des nachhaltigen, biologischen Färbens konnte nun beginnen. Dafür haben wir alle Produkte in Bio-Qualität eingekauft und folgende Auswahl getroffen:

    • Rote Beete
    • Rote Zwiebel
    • Blattspinat
    • Brennessel
    • Schwarztee
    • Kurkumapulver

    Es war ein interessantes Abenteuer 😎 Während man Rote-Beete-Flecken aus Kleidungsstücken kaum mehr vollständig entfernen kann, waren unsere Tücher auch nach vier Stunden Farbbad nur in einem hellen Hauch von Rosa gefärbt. Das biologische Kurkumapulver hingegen färbte sehr sehr rasch. Das Bad in biologischem Schwarztee über Nacht brachte ebenso tolle Muster hervor, wie die Mischung aus Brennesseln mit einem kleinen Anteil Kurkumapulver. Die farblich intensiv grüne Tönung der Brühe des frischen biologischen Blattspinats blieb nach der Spülung in Wasser überhaupt nicht haften und ergab nur einen ganz ganz leichten hellgrünen Überzug am Tuch.

    Wir haben auf jeden Fall sehr viel dazu gelernt, was das Färben mit natürlichen Mitteln anlangt.

    Wer nun denkt, damit wäre die Vorbereitung für das Wachstuch bereits abgeschlossen, der irrt - damit begann die Arbeit erneut. Jetzt musste wieder jedes Tuch in Wasser gespült werden, damit die überschüssige Farbe entfernt werden konnte. Anschließend kamen die Tücher für mindestens eine Stunde in ein Fixierbad aus einer Mischung von Bio-Essig und Wasser, bevor sie zum Trocknen aufgehängt wurden.

    Im letzten Schritt hieß es dann noch jedes Tuch zu bügeln und die überstehenden Fransen abzuschneiden.

    wachs13
    wachs14
    wachs15
    wachs16
    wachs17
    wachs18
    wachs19
    wachs21
    wachs20

    Und dann war es endlich soweit! Unter fachkundiger Anleitung von Ulrike konnten die Schüler*innen der 1. Klassen ihre eigenen, ganz persönlichen Bienenwachstücher herstellen.

    Damit man nun auch lange Freude am Wachstuch hat, hier noch ein paar Tipps:

    Nach der Verwendung des Bienenwachstuches kann man dieses ganz einfach unter kaltem bis maximal lauwarmem Wasser abspülen oder mit einem feuchten Lappen abwischen. Möchte man es nachhaltig desinfizieren, dann sollte man keine Spülmittel verwenden, sondern lieber einen Spritzer Apfelessig zum Wasser geben. Nach dem Trocknen ist das Wachstuch wieder einsatzbereit. Benötigt man es längere Zeit nicht, dann sollte man es am besten lichtgeschützt und eventuell auch aufgerollt verstauen, weil das die Lebensdauer des Tuches unterstützt.

    Und wie lange hält nun so ein Bienenwachstuch? Je nach Gebrauch und Pflege hat man damit auf jeden Fall 1 - 1,5 Jahre Freude daran.

    wachs22
    wachs23
    wachs24
    wachs25
    wachs26
    wachs27
    Mint-Scheck Tirol